
Für den einen ist es der Sonnenstrahl, der durch das Buntglasfenster bricht und Prismen auf den Dielenboden zaubert, für den anderen das Foto, das auf dem Sideboard im Wohnzimmer steht. Der Erinnerung an einen geliebten Menschen kann auf unterschiedlichster Weise nachgegangen werden. Jeder Mensch trauert anders und jeder hat ein anderes Bedürfnis, wie und vor allem auch wo er seiner Trauer nachgehen möchte. Die Grabeskirche St. Elisabeth bietet seit 2018 einen Ort, seine geliebten Menschen beisetzen zu lassen und sich dort an sie zu erinnern.
Das ehemalige Kapuzinerkloster am Inrath ist ein Ort des Zusammenkommens. Viele Menschen haben bereits in den letzten sieben Jahren ihre Verstorbenen in der Grabeskirche beisetzen lassen. So viele, dass das Team rund um Volker Matter, der für die Verwaltung in der Grabeskirche St. Elisabeth zuständig ist, bereits über eine Erweiterung nachdenkt: „Es gibt schon erste Überlegungen, die wir aber in Rücksprache mit dem Bistum klären müssen“, erklärt Matter.

Es ist ein schönes Zeichen, dass die Krefelder*innen die teilentwidmete Pfarrkirche St. Elisabeth als letzten Ruheort gerne wählen. Und es ist ein Zeichen, dass sich die Erinnerungskultur verändert hat: „Die Bestattungskultur ist heute eine ganz andere. Viele Hinterbliebene möchten eine pflegearme Lösung. Der Friedhof ist als Erinnerungsort für viele nicht mehr erste Anlaufstelle“, so Matter. Der Krefelder hat den gesamten Prozess des Umbaus durch die Architekten Willi Theelen und Monika Aulbur begleitet und ist immer im Austausch mit den Hinterbliebenen vor Ort: „Familienstrukturen sind heute oftmals anders. Kinder wohnen manchmal weiter weg, da ist ein Grab auf dem Friedhof nicht unbedingt praktisch“, berichtet Volker Matter.

16 Grabeskirchen gibt es im Bistum Aachen mittlerweile – eine neue in Linn ist ebenfalls in Planung. Dass diese neue Art des Erinnerns am Puls der Zeit liegt, zeigen auch die Zahlen in der Grabeskirche St. Elisabeth deutlich. Die Anzahl der Einzel- und Doppelgräber wird geringer, Vorsorgen werden keine mehr angeboten. Für Volker Matter nicht nur die Bestätigung, dass die neue Erinnerungskultur in Krefeld voll angekommen ist, sondern auch, dass das Team am Inrath mit seiner einfühlsamen und empathischenArt überzeugt. Es sind die kleinen Gespräche zwischendurch, die Pflege der Blumen, die vor den Grabstätten stehen, die gemeinsamen Gottesdienste, die den Hinterbliebenen ein warmes Gefühl in einer dunklen Zeit geben. Ein Gefühl des Zusammenhalts und der Wertschätzung ihrer Hinterbliebenen.

Und ganz allein muss in der Grabeskirche sowieso niemand sein. Genügend Raum ist zum Beispiel noch in den Gemeinschaftsgrabstätten vorhanden. Hier werden die Urnen der Verstorbenen in einem kleinen Raum neben der Kapelle beigesetzt. An der angrenzenden Wand sind magnetische Steintafeln mit dem Namen der Verstorbenen angebracht: „Niemand wird hier anonym bestattet. Es ist schön zu sehen, immer mehr Tafeln hinzukommen“, so Matter. Was für ein schöner Gedanke, mit anderen Menschen gemeinsam seine letzte Ruhe zu finden – und das Gleiche gilt natürlich auch für die Hinterbliebenen, die der Verstorbenen in der Grabeskirche gedenken können.
Um über aktuelle Beisetzungen, Gottesdienste und weitere Neuigkeiten informiert zu sein, gibt es seit Neustem auch eine elektronische Anzeigetafel im Eingangsbereich. Ein Service, der von den Hinterbliebenen sehr gut angenommen wird und sich trotzdem dezent in die Architektur der Kirche einbettet.
Grabeskirche St. Elisabeth
Hülser Straße 576
47803 Krefeld
Telefon: 02151 – 623 18 10
grabeskirche-krefeld.de

Fotos: Felix Burandt

